Eine Strategie zur Nachhaltigkeit lebendig machen

Von der Lokalen Agenda zu den „SDG“

Oliver Igel

von Oliver Igel, Bezirksbürgermeister Treptow-Köpenick

„Nachhaltigkeit“ ist ein zunehmend schillernder Begriff, der nicht einfach zu fassen ist, sich aber großer Beliebtheit erfreut. Er sollte und muss mit Leben gefüllt werden. Treptow-Köpenick versucht dies mit der ersten von einem Berliner Bezirk vorgelegten „Kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie“. Sie knüpft an einen Prozess an, der schon mehrere Jahrzehnte läuft. Die Umwelt und Natur zu schützen und unsere Lebensgrundlagen zu bewahren, ist seit Jahrzehnten das Ziel vieler Menschen in Treptow-Köpenick. Die Umweltbewegung war herausragend aktiv und prägte die friedliche Revolution in der DDR 1989. Diese Umweltbewegung im wald- und wasserreichsten Berliner Bezirk blieb auch nach der deutschen Einheit aktiv. So wurde es möglich, einen Prozess der Lokalen Agenda für den dann fusionierten Bezirk Treptow-Köpenick zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Aus der Umweltbewegung ist nunmehr eine Initiative entstanden, die den viel breiter aufgestellten Gedanken von Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen in den Mittelpunkt stellt. Und damit löst die kommunale Nachhaltigkeitsstrategie den Agenda-Prozess ab.

In zahlreichen Workshops wurde mit der interessierten Öffentlichkeit gemeinsam diese neue Strategie erarbeitet. Sie soll die auf der Ebene der Vereinten Nationen erarbeiteten 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (SDG, Sustainable Development Goals) auf der lokalen Ebene lebendig machen. Diese – auch noch so kleinen – Projekte machen den Wert dieser Strategie aus, weil sie von den Engagierten in unserer Region erdacht und nun gemeinsam umgesetzt werden sollen. Die Projekte sind zudem eine Einladung, auf andere Art und Weise weitere Ideen zu entwickeln, wie die Nachhaltigkeitsziele in unserem Bezirk erreicht werden können.

Wir fangen nicht bei „Null“ an. Das zeigt nicht nur die eingangs skizzierte Geschichte unserer Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewegung in Treptow-Köpenick, sondern auch die in der Strategie vorgestellten praktischen Umsetzungsbeispiele, die es gegenwärtig bei uns gibt. Außerdem werden zu allen 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinen Nationen neue Projektideen definiert, um diese Ziele im Bezirk zu erreichen. So soll es für das Nachhaltigkeitsziel „Armut bekämpfen“ ein Projekt einer gemeinschaftswerkstatt „Repair statt wegwerfen“ geben – ein Modell, welches zweifelsohne auch anderswo bereits genutzt wird. Das Ziel „Kein Hunger“ soll unterstützt werden, indem fairer Handel gefördert wird und öffentliche Nutzgärten eingerichtet werden. Beim Ziel Gesundheit geht es unter anderem um eine Umstellung des Schulessens und eine stärkere Teilnahme am Projekt „Stadtradeln“. Und ein letztes Beispiel: das Ziel „Sauberer Wasser“ soll mit einem Projekt zur Überprüfung, wie viel Mikroplastik in Gewässern des Bezirks vorhanden ist, erreicht werden.

Es geht uns nicht um unser eigenes Leben in der Gegenwart, welches wir uns so einfach und angenehm wie möglich zu gestalten. Sondern uns geht es darum, für uns und zukünftige Generationen einen Bezirk und eine Welt zu sichern, welche Lebensgrundlagen und Wohlstand für alle bewahrt.


erschienen in Forum Nr. 105, März 2021