Bezirksnamen

Aus SGK Berlin

Die Herkunft der Namen der Bezirke, Ortsteile und Siedlungen in und um Berlin sind vielfach ungeklärt. Sie werden zumeist auf die erste urkundliche Erwähnung zurückgeführt und haben im Laufe der Zeit unterschiedliche Schreibweisen erfahren.

Leider sind die Quellen zur Frühgeschichte der Orte sehr lückenhaft, weil viele Urkunden durch die verheerenden Stadtbrände von 1376, 1380, 1484 und 1581, aber auch wichtige steinerne »Abdrücke« der Frühgeschichte durch Abriss und Verwüstung vernichtet wurden. Vielfach haben die Namen wie die Ansiedlungen selbst einen slawischen Ursprung. Der slawische Hintergrund ist darauf zurückzuführen, dass die auf dem heutigen Berliner Gebiet lebenden Germanen in den Sog der großen Völkerwanderung gerieten. Im Verlauf des 6. und 7. Jahrhunderts wanderten slawische Siedlergruppen in das verlassene Land ein. Da die slawische Schrift erst im 9. Jahrhundert entwickelt wurde und die frühen Slawen abseits der lese- und schreibkundigen Zivilisation lebten, sind nur wenige schriftliche Aufzeichnungen vorhanden.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Berlin erfolgte 1244, bereits schon in der Schreibung Berlin. Ein weiterer Beleg von 1288 zeigt den Ort 1288 als Berlyn. Da der Ort in slawischem Siedlungsgebiet entstand, lässt sich auch der Ortsname aus einer slawischen Sprache, genauer aus dem Altpolabischen, erklären. Zugrunde liegt die Wurzel *brl-, die als „Morast, Sumpf“ verstanden werden kann, mit einem in Ortsnamen typischen Suffix -(i)n. Dem Namen nach ist Berlin also der „Ort im Sumpf“.

Bei einigen Namen scheint sich die Forschung über den Ursprung, nicht jedoch hinsichtlich der Namensbedeutung einig zu sein, wie z.B. bei:

Steglitz: Urspr. von stygl zu Deutsch am Berghang, die Endung itz bedeutet Ansiedlung

Zehlendorf wurde erstmals in einem Kaufvertrag als Cedelendorp 1242 erwähnt.

Marzahn: Abgeleitet von more (See) bzw. marcana (Sumpf), was auf die überschwemmende Wuhle zurückgeführt wird. Auch als Morczane erwähnt.

Hellersdorf wurde erstmals als Helwichstorrp im Landbuch der Mark Brandenburg Karls IV. (1375) erwähnt.

Köpenick: Um die Mitte des 12. Jahrhunderts befand sich hier Hauptansiedlung der Sprewanen, einem slawischen Stamm, mit dem Namen Copenic.

Spandau: Die älteste urkundliche Erwähnung Spandows im Jahr 1197 findet sich in einem Schutzbrief des Markgrafen Otto II. Spandove ging aus einem zunächst unbefestigten slawischem Dorf hervor,das wahrscheinlich seit dem 7. Jahrhundert bestand.

Wilmersdorf: Der Ort stellt eine Ausnahme abseits der slawischen Besiedlung dar. Er, wie auch der Ortsteil Schmargendorf (Marggrevendorp) entstand aber wahrscheinlich schon um 1220 durch die Besiedlung von Siedlern aus Schwaben, Thüringen, Flandern und Westfalen.

Schöneberg: Die erste urkundliche Erwähnung stammt vom 3. November 1264 und findet sich in einer Spandauer Urkunde als Sconenberch. Die Gründung fand aber bereits um 1200 statt.

Tempelhof: Die erste urkundliche Erwähnung findet sich 1290. Jedoch wird schon im Jahr 1247 ein Magister Hermus de Templo erwähnt bei dem es sich wahrscheinlich um den Comtur des Templerhofes in Tempelfelde gehandelt hat.

Treptow wurde bereits seit dem 6. oder 7. Jahrhundert von den Wenden, einem Slawenstamm, besiedelt.

Weißensee: Die erste urkundliche Erwähnung von Wittenze findet sich in einer Schenkungsurkunde und stammt aus dem Jahr 1313.

Lichtenberg: Der Name deutet darauf hin, dass die Siedlung Lichtenberg um 1230 in den Wäldern des Barnim auf einer erhöht gelegenen, hellen Lichtung entstand.

Friedrichshain ist keine ursprünglich eigenständige Stadt oder Siedlung, sondern umfasst die Gebiete der östlichen Stralauer Vorstadt, von Boxhagen (Buchshagen), Stralau (Stralow), Samariterviertel und die östliche Königsstadt, wie auch die Kolonie Friedrichsberg.


Quelle: Berliner Kommunalpolitisches Lexikon, Stand: 2016