Gemeinwesenarbeit

Aus SGK Berlin

Gemeinwesenarbeit ist neben sozialer Gruppenarbeit und Einzelfallhilfe eine der grundlegenden Arbeitsformen der sozialen Arbeit. Sie wird von professionellen Kräften in Sozialräumen (Nachbarschaften, Stadtteilen, Quartieren, Kiezen) getragen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Missstände in einem Sozialraum am besten unter Einbeziehung und Aktivierung der Betroffenen, die als kompetente Partner gesehen werden, verändert werden können.

Gemeinwesenarbeit bewährt sich vor allem in „sozialen Brennpunkten“ mit vielen Problemen mit unterschiedlicher Ursache und großem Konfliktpotenzial. Ziel ist es, mit Bewohnerinnen und Bewohnern sowie anderen Betroffenen Handlungsmöglichkeiten für Verbesserungen zu erarbeiten und umzusetzen. Ein wichtiges Ziel ist es dabei, alle möglichen Akteure im Sozialraum wie Initiativen, Vereine, Gruppen, Träger sozialer Angebote, Jugendhäuser, Betriebe und Unternehmen, örtlich zuständige Behörden, Schulen, religiöse Gemeinden, Wirtschaftsförderung, Stadtplanung, Jobcenter usw. einzubeziehen. Durch Gemeinwesenarbeit sollen Organisationen, Institutionen, Parteien und Verbände, aber ebenso Einzelpersonen wie informelle Autoritäten und Multiplikatoren aktiviert werden. Gemeinwesenarbeit setzt auf die parteiliche Moderation eines Prozesses der sozialen, aber auch der wirtschaftlichen Veränderung, auf die Etablierung von Kommunikationsstrukturen und auf sozialkulturelle Angebote, um

  • soziale Veränderungsprozesse in Gang zu setzen,
  • für Miteinander und Identifikation im Wohnumfeld zu sorgen,
  • in durch soziale Ausgrenzung und Arbeitslosigkeit der Bewohner geprägten Kiezen Perspektiven und Teilhabemöglichkeiten aufzubauen,
  • der Angst vor den Fremden bzw. der mangelnden Integration in der neuen Heimat in Quartieren mit multikulturellem Nebeneinander Vernetzung, Austausch und Zugehörigkeit entgegenzusetzen.

In Berlin wird dieser Ansatz traditionell von den Stadtteilzentren (zusammengeschlossen im Verband für sozialkulturelle Arbeit) verfolgt. Methoden der Gemeinwesenarbeit sind im Quartiersmanagement allseits akzeptierte Mittel. Im Rahmen der Sozialraumorientierung wurde Gemeinwesenarbeit projektbezogen in einzelnen Bezirken der Jugend- und Sozialarbeit aufgegriffen. Mit Beginn der 17.Wahlperiode (2011-2016) wird die Sozialraumorientierte Planungskoordination als „Sonstige Organisationseinheit“ in den Bezirksämtern geführt und soll in der Regel bei den Bezirksbürgermeistern angesiedelt sein.

siehe auch: Ämterstruktur in den Bezirken


Quelle: Berliner Kommunalpolitisches Lexikon, Stand: 2016